Monat: Dezember 2005

bulb

Ausstellung mit Gussobjekten im Kunstverein Ebersberg. Eröffnungsrede Hubert Mayer

Manche Studenten unserer Klasse arbeiteten mit Stearin oder Gießereiwachsen, die eine ähnliche Beschaffenheit haben wie Bienenwachs, nur dass sich durch Zuschläge die Verflüssigungstemperatur beeinflussen lässt. (Bienenwachs schmilzt bei etwa 60° C.) Mir, der ich sozusagen im Wachs versinke, fehlte der vollständige Bezug. Die Blöcke stapelten sich im Atelier und ich wusste nicht recht, was ich damit anfangen konnte. Wenn man als Künstler mit Bienen arbeitet, liegt Wachs als Werkstoff möglicherweise zu nahe. Erst die Glühbirnenarbeit verschob die Proportion zugunsten des Skulpturalen.

Glühbirnen hatten eine genormte Form. Sie unterschieden sich in Lichtstärke und -farbe und natürlich durch den Hersteller. Der war mithilfe eines aufgedruckten Firmenlogos repräsentiert. Osram beispielsweise hat einen runden Schriftzug mit 18 Millimeter Durchmesser an der Oberseite. Meine apicultura-Stempel sind ebenfalls rund, deshalb ließ ich einfach einen weiteren mit 18 Millimetern fertigen.

Aus der inneren Logik der Plastik musste ich für sie einen Prägestempel herstellen. Blei ist dafür ein gutes Material. Für den Guss der Glühbirnen genügte eine simple zweiteilige Form. Aber den Gummistempel in Blei umzugießen, war die kniffligste Aufgabe. Die Buchstaben sind sehr fein geschnitten, und das größte Problem verursachte die Gipsform. Es dauerte Tage. Das Einfachste war, eine Schraube mit einzugießen, damit sich alles auf einem Holzgriff befestigen ließ. Als Objekt sieht es zu gefällig aus. Aber es besaß seine Notwendigkeit, denn das Blei wurde im Ölbad erhitzt, damit die Schrift heiß geprägt werden konnte.

Mit Manfred Ellenrieder hatte ich ein Gespräch über das Vorfinden. Er hatte zugesagt, einen Text für einen Katalog zu schreiben, und er brauchte einige Anhaltspunkte.

Ich sagte: „Was diesen Gesichtspunkt betrifft, unterscheiden sich meine frühesten Arbeiten, die vor zwanzig Jahren entstanden sind, in nichts von den heutigen.“

Er antwortete: „Was wir sagen wollen, lässt sich mithilfe des bereits Bestehenden sagen. Wir müssen nichts erfinden, sondern die Augen offen halten.“

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