Monat: Dezember 2017

Edition Karbit

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Mitte Dezember des Jahres 2017 fand die Edition Karbit in der Galerie Heufelder statt und ich war eingeladen. Das Verbindende zwischen den Künstlern war kein Thema, sondern das Format. Man sollte jeweils drei gleiche Blätter im Maß 22 Zentimeter mal 33 Zentimeter bearbeiten und vorlegen, hochkant oder quer. Eines davon wurde gerahmt und aufgehängt. Das Verhältnis empfand ich als unglücklich, unter anderem, da es so nahe am DIN-A4 liegt. Mich erstaunte, wie stark meine Arbeit zunächst beeinträchtigt wird, wenn das Format vorgeschrieben ist.

Fibonaccis frühe Schriften, die nicht erhalten sind, werden von anderen zitiert. Er versuchte, seine berühmt gewordene Folge anhand der Paarung von Kaninchen zu veranschaulichen. Allerdings sind nicht biologische Kaninchen gemeint, was für Verwirrung sorgte und dazu führte, dass man ihn (aus den falschen Gründen) widerlegte. Jedoch gibt es ein genetisches Vermehrungsbeispiel bei den Bienen, das unbestreitbar ist. Es konnte damals niemandem einfallen, da derartige Kenntnisse über Bienen noch nicht bestanden. Im Stammbaum der Drohnen liegt die Fibonacci-Folge vor. In dem der Arbeiterinnen kommt sie ebenfalls vor.

Drohnen sind für die Befruchtung einer jungen Königin aus einem anderen Volk zuständig. Dazu krabbeln sie aus dem Stock, schwingen sich hoch in die Luft und finden ohne vorherige örtliche Kenntnisse die Sammelplätze. Dort erreichen aber nur jene, die der Königin am weitesten hinauf folgen können, ihr Ziel. Das ist die Begattung und bedeutet zugleich ihren Tod, da ihr Begattungsapparat dabei herausgerissen wird. Drohnen lungern ab April untätig im Stock herum und werden zur Sonnwende hinausgedrängt oder abgestochen. Man nennt es die Drohnenschlacht, was dramatisch klingt. Unsentimental betrachtet, ist es ein Entschlackungsvorgang. Das Volk bereitet sich bereits auf den Winter vor. Drohnen haben keinen Stachel; wenn sie erdolcht werden, können sie den Bienen keine Gegenverletzungen beibringen. Sie sammeln keinen Nektar und können sich nicht selbst ernähren, damit die Bienen sie verhungern lassen können. Sie verrichten keine Dienste im Stock, um entbehrlich zu sein.

Da die Drohnen nur zwischenzeitlich hervorgebracht werden, kommen sie mir vor, wie eine vorübergehend männliche Ausstülpung des Bienenkörpers. Ich sehe sie als einen kurzfristig männlichen Anteil eines weiblichen Systems.

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in bocca al lupo

Vortrag in der Cafeteria der Akademie der Bildenden Künste, München. Ende Dezember 2017

Gegen Ende Juli wurde ich von Katharina Deml angerufen und gefragt, ob ich bereit sei, ungefähr im Dezember einen Vortrag in der Reihe Tischgespräche zu halten mit dem Thema, wie es früher an der Akademie gewesen ist, von der Baracke, dem Garten, der Bienenhaltung, dem Honig und der Herstellung wertvoller Nahrung. Mein Beitrag sollte, wie wir entschieden, auf einen der Gartenarchitektin, die den grünen Raum im Akademiegelände umgestaltet hat, abgestimmt sein. Die Dame ist jedoch nicht mehr eingeladen oder sie hat abgesagt.

in bocca al lupo. Das heißt, wenn man es wörtlich übersetzt: im Maul des Wolfes. Man müsste sich also fürchten. Ein italienischer Bildhauer, der nicht Deutsch spricht, sagt mir das zu Einladungen, die ich ihm schicke. Er meint damit in etwa: Hals- und Beinbruch. Es ist, wie mir eine Italienerin erklärte, entgegen der Logik die Bezeichnung für den sichersten Ort der Welt. Denn wo könnte man sich besser beschützt fühlen als dort?

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