Avalon

Der Begriff und das Bild des Gartens gingen mir lange im Kopf herum und fanden Eingang. Für mich war es im Jahr 1995 eine bedeutende Handlung gewesen, meine Bienen in einen städtischen Kulturgarten zu stellen und von diesem expliziten Ort aus die Stadt befliegen zu lassen. Bezüglich des Themas spukte mir natürlich der Garten Eden im Kopf herum. Man kann sich leicht verführen lassen, ein so genanntes Paradies als Ausgangspunkt zu verwenden. Mein Interesse hingegen gilt dem Garten von Avalon, der Teil einer gewaltigen Sage ist. Das Wort „avalon“ lässt sich etymologisch von Apfel herleiten. Da entsteht das Bild eines Gartens voller Apfelbäume. Er befindet sich auf einer erdichteten Insel, die von neun Schwestern regiert wird. Eine davon ist die Halbschwester von König Artus. Er kommt dorthin, um geheilt zu werden und ist dort begraben. Die Artussage taucht als Erzählung im europäischen Mittelalter auf, zunächst im Volk, später auch bei Hofe. Ausgetragen habe sie sich um das Jahr 500 nach Christus in England. Dorthin wird sie meistens projiziert, wobei gelegentlich das nördliche Frankreich Eingang fanden. Allerdings gibt es keinen geschichtlichen Beweis. Daher ist sie genau das, was sie vorgibt: eine fantastische und dramatische Erzählung, hochkomplex, aber eben eine Geschichte mit Rittern, einem mächtigen Zauberer und Feen, mit einem Schwert, das aus einem Stein gezogen werden muss, und einer runden Tafel. Die Motive sind Utopien und zirkusähnliches Spektakel, Liebe, Betrug und Heimat. Es ist es ein Stoff für Filme oder das Theater. Sucht man beispielsweise den Film „King Arthur: Legend of the Sword“, der weit von der Sage abweicht, in der Stadtbibliothek, findet man ihn eingeordnet unter der Rubrik Fantasy.

In dem Stück „Merlin oder Das wüste Land“ wurde das Thema im Jahr 1980 von Tankred Dorst für das Theater aufgearbeitet und eine Interpretation geliefert. Tankred Dorst schreibt: „Merlin ist eine Geschichte aus unserer Welt: das Scheitern von Utopien.“

Ich war erstaunt, wie gründlich Tankred Dorst den ursprünglichen Stoff recherchiert hatte und wie klar er dennoch bei seinem Anliegen geblieben war. Doch obwohl man allem Recht geben muss, was er hineinsteckt, ist für mich ein anderer Aspekt bedeutend: Die Begegnung zwischen dem Christentum und dem Heidnischen. Für mich ist Merlin die verbindende Figur. Er geht am Schluss, nachdem er in der christlichen Welt gewerkt hat, zurück in sein Reich, den Wald, und lässt sich dort (freiwillig) von seiner Geliebten, einer Waldnymphe, unwiderruflich in einem Busch binden.

Das Buch „Vita Merlini“ schildert das gesamte Spektakel aus Merlins Sicht.

Es gibt übrigens eine Stadt mit Namen Avalon in Kalifornien – auf die und die Sage zugleich bezieht sich wiederum die Schriftstellerin Nell Zink, der in der Kartei eine Menge Raum gewidmet ist.

Der Tod von König Artus

Gemälde von James Archer

Im Hintergrund die Barke zur Überfahrt nach Avalon

Categories: 2025